4.4
Deckung des Kapitalbedarfs durch Finanzierung |
4.4.1
Finanzierungsquellen |
UNT 4415 [6/8] |
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f) Eigenfinanzierung mit Mezzanine-Kapital |
Im Falle einer Unternehmensgründung sowie in Situationen,
in denen nicht-emissionsfähige Unternehmen vor der Lösung
von Aufgaben stehen, deren Bewältigung ein großen
Finanzbedarf bedingen, reicht oft weder die
Einlagenfinanzierung noch die "klassische Form" einer
Unternehmensbeteiligung aus, um den bestehenden
Finanzbedarf zu decken. . Um eine Fremdfinanzierung
zu vermeiden, wird in diesen Fällen auf
Finanzierungslösungen zurückgegriffen, die mit dem
Terminus Mezzanine-Kapital verbunden
sind.
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Als Mezzanine-Kapital oder
Mezzanine-Finanzierungen werden
Finanzierungsarten bezeichnet, die in ihren
rechtlichen und wirtschaftlichen Ausgestaltungen
eine Mischform zwischen Eigen- und
Fremdkapital darstellen.
Die dem
betreffenden Unternehmen über eine
Mezzanine-Finanzierung zugeführten Mittel bilden
in ihrem abstrakten Gegenwert eine
Passiva-Position, wobei die jeweiligen
Kapitalgeber jedoch analoge Stimm- und
Einflussrechte wie die "echten" Eigner bzw.
Gesellschafter des Unternehmens haben.1 |
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Typische Merkmale des Mezzanine-Kapitals
sind
- die Nachrangigkeit (gegenüber anderen Gläubigern),
- der Verzicht auf das Stellen besonderer
Sicherheiten,
- die Vorrangigkeit im Zugriff gegenüber dem Stamm-
bzw. Grundkapital und den Rücklagen,
- ein geringerer Zinsaufwand im Vergleich zur
Nutzung von Fremdkapital,
- die zeitliche Befristung sowie der Aspekt, dass
- die Erträge der Mezzanine-Kapitalgeber in der
Regel höher sind als die der Fremdkapitalgeber,
dennoch aber geringer ausfallen als bei reinen
Eigenkapitalgebern.
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Bei Unternehmensgründungen hat vor
allem folgende Formen eines Mezzanine-Kapitals Bedeutung:
♦ Nachrangdarlehen
Als
Nachrangdarlehen bezeichnet man eine Mittelbereitstellung,
die - der Mittelherkunft nach - als Verbindlichkeit
eingeordnet wird, die aufgrund eines einzelvertraglichen
Rücktrittsrechts hinter die Ansprüche der anderen
Gläubiger tritt. Eine typische Form eines
Nachrangdarlehens ist das von der Kreditanstalt für
Wiederaufbau (KfW)2
bereitgestellte Unternehmerkapital sowie
das "ERP-Kapital für Gründung".3
♦ Kapitalbeteiligung über
Kapitalbeteiligungsgesellschaften
Derartige Kapitalbeteiligungsgesellschaften sind in der
Regel Tochtergesellschaften einer Bank, ggf. auch von
mehreren Banken.1 Das
"Geschäft" dieser Beteiligungsgesellschaften besteht
darin, Gründungen von klein- und mittelständischen
Unternehmen mit großer Zukunftsfähigkeit finanzielle
Mittel zur Deckung eines größeren Kapitalbedarfs
bereitzustellen, jedoch nicht in Form eines üblichen
Kredits, sondern in Form einer offenen Beteiligung durch
Erwerb von Gesellschaftsanteilen oder einer stillen
Beteiligung durch Einlage von finanziellen Mitteln.
Finanziert werden vor allem Forschungs- und
Entwicklungsvorhaben, Investitionen,
Unternehmensnachfolgen, tätige Beteiligungen und
Kooperationen mit Beträgen von mindestens 0,5 Mio.
EUR und einer Laufzeit von 7 bis 15 Jahren.
Auf diese Weise wird die Eigenkapitalbasis und die
Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gestärkt, was sich
auch positiv auf die Kreditwürdigkeit gegenüber
Fremdkapitalgebern auswirkt. |
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