2.3  Wirtschaftskybernetik und Controlling   Kyb 2332 [3/3]
2.3.3 Strategisches Controlling
c) Unterstützung durch wirtschaftskybernetische Instrumente
Im Rahmen des strategischen Controllings werden für die Wahrnehmung und Erfüllung der hierbei anstehenden Entscheidungen Instrumente benötigt, die es einerseits ermöglichen, Varianten der künftigen ökonomischen Entwicklung eines Unternehmens unter Einbeziehung von erkennbaren Risiken an "internen Modellen" durchzuspielen und zu bewerten und die andererseits zugleich auch die "Frühwarnsysteme" der betreffenden Wirtschaftseinheit unterstützen können.

In der nachstehenden Tabelle werden einige ausgewählte Instrumente des strategischen Controllings aufgeführt, die durch wirtschaftskybernetische Modelle untersetzt werden können (siehe Menüpunkt "Fallbeispiele").1
Nr. Instrument Anmerkungen
1. Potenzial-Analyse Die Potenzial-Analyse dient der Erfassung und Bewertung all jener Faktoren, die die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens bestimmen und daher - aus strategischer Sicht - für die Steuerung seiner Zukunftsfähigkeit von ausschlaggebender Bedeutung sind.
Die Bewertung der Potenziale sollte im Vergleich zu Wettbewerbern vorgenommen werden.
Dies führt dann zur Verbindung von Potenzial-Analyse und Stärken-Schwächen-Analyse.
2. Risiko-Analyse
Anliegen und Ziel der Risiko-Analyse ist es, die hauptsächlichen Risikoquellen bzw. Risikoarten zu benennen und zu jeder dieser Risikoart eine Bewertung unter Bezugnahme auf Risikoeinstufungen vorzunehmen.
Die Risiko-Analyse ist ein untrennbarer Bestandteil des Ratings und hat im strategischen Controlling, vor allem im Zusammenhang mit Frühwarnsystemen, eine besondere Bedeutung.
3. Portfolio-Analyse Ein Portfolio ist eine Darstellung mit 2 x 2 = 4 oder mit 3 x 3 = 9 Feldern.
Es dient dazu, den qualitativen Zusammenhang wichtiger strategischer Sachverhalte optisch zu verdeutlichen, um hieraus Strategien für das Handeln des Unternehmens abzuleiten.
Typisches Beispiel: Marktanteils-/Marktwachstums-Portfolio.
4. SWOT-Analyse Die SWOTAnalyse (abgeleitet aus dem englischen Termini "Strength" = Stärken, "Weakness" = Schwächen", "Opportunities" = Gegebenheiten, Chancen und "Threats" = Bedrohungen, Risiken) hängt inhaltlich und methodisch sehr eng mit der Potenzialanalyse sowie der Stärken-Schwächen-Analyse zusammen.
5. Produkt-Lebenszyklus-Kurve Die Produkt-Lebenszyklus-Kurve ist eine Darstellung des Umsatz- und Gewinnverlaufs in den einzelnen Phasen im Lebenszyklus eines Produkts.
Phasen in diesem Sinne sind: Einführungsphase (I), Wachstumsphase (II), Reifephase (III), Sättigungsphase (IV), Rückgangsphase (V).
6. ROI-Modell, WACC-Modell Das Modell "Return-on-Investment" (ROI) bzw. das DuPont-Modell dient als "klassisches" Modell eines Kennzahlensystems der strategischen Steuerung eines Unternehmens, weil es ermöglicht, die Auswirkungen der vom Unternehmen beeinflussbaren Größen auf die "Gesamtkapitalrentabilität" (= ROI) zu ermitteln und sichtbar zu machen.
Das WACC-Modell (Weighted Average Cost of Capital) ist ein Kennzahlensystem zur Ermittlung eines gewichteten Gesamtkapitalkostensatzes.
Bei beiden Modellen spielt die Simulation der Veränderung der Modellparameter eine große Rolle.
7.  Zielkosten-Management (Target Costing) Anliegen des Zielkosten-Managements ist es, die Selbstkosten für ein neues Produkt von dem am künftigen Markt "erlaubten Preis" P abzuleiten.
Die auf diese Weise zu bestimmenden "erlaubten" Selbstkosten K erhält man, indem man vom "erlaubten" Marktpreis P einen kalkulatorischen Gewinn G subtrahiert.
8. Szenario-Technik Mit Hilfe der Szenario-Technik wird versucht, zu einem Untersuchungsgegenstand denkbare Zukunftsbilder ("Szenarien") zu erarbeiten.
Dabei werden für die wichtigsten Einflussfaktoren Annahmen getroffen, um im Weiteren daraus "in-sich-stimmige" (konsistente) und logisch erklärbare alternative Szenarien zu entwickeln.
Aus der Interpretation der Szenarien werden Schlussfolgerungen für die "heute" zu treffenden Entscheidungen über die Entwicklung des Unternehmens abgeleitet

1 Siehe hierzu auch:
von KÄNEL, S.: Lernsoftware "Controlling". Dresden 2016.
WEBER, J./SCHÄFFER, U.: Einführung in das Controlling. Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 2015.
ZIEGENBEIN, K.: Controlling. Kiehl Verlag, Herne 2012.