2.2  Wirtschaftskybernetische Modellbildung       Kyb 2212  [3/8]
2.2.4 Modellbildung "step-by-step"
Schritt 1: Input-Output-Darstellung zum untersuchten Unternehmen
In einem ersten Schritt der Modellbildung betrachten wir ein Unternehmen als "Black box". Als einzige Eingangsgröße (Input) wird das investierte bzw. zu investierende Kapital C (im Wertausdruck, gemessen in [1000 EUR]).
Inhaltlich kann die Größe C als Wertgröße des im Unternehmensprozess im Durchschnitt einer Zeitperiode eingesetzten Gesamtkapitals oder aber auch als zu tätigende oder getätigte Investitionssumme interpretiert werden.

Wichtig: Als Ausgangsgröße (Output) darf hier nicht etwa der in einer Zeitperiode (z. B. Geschäftsjahr) erzielte Umsatz interpretiert werden. Dies deshalb nicht, weil Umsätze nur dann erzielt werden, wenn die im Unternehmensprozess erstellten Produkte (Erzeugnisse, Leistungen) auf Zielmärkten tatsächlich verkauft werden konnten!
Solange dies nicht der Fall ist, kann als Output nur die periodenbezogene Gesamtleistung L (als Wertgröße, gemessen in [1000 EUR /a]) in die Modellerstellung eingehen, wenn als Periode die Dauer eines Geschäftsjahres (Symbol a = anno) gewählt wird.
Im Weiteren wird angenommen, dass die gesamte periodenbezogene Leistung L als Absatzleistung zum Tragen kommen soll, das heißt, auf die Einbeziehung einer möglichen Bestandsleistung (aus Veränderungen des Bestands an fertigen und unfertigen Erzeugnissen/Leistungen) sowie einer möglichen (zu aktivierenden) Eigenleistung wird verzichtet.

Wenn nun Input und Output unserer "Black box" bestimmt sind, gilt es, eine sachliche Beziehung zwischen diesen beiden Größen herzustellen. In der kybernetischen Betrachtung wird diese Beziehung durch den sog. Übertragungsfaktor k hergestellt.
In der Vorwärtsbetrachtung (vom Input zum Output) repräsentiert dieser Faktor - aus inhaltlicher Sicht - ein Produktivitätsniveau. Er wird daher als Kapitalproduktivität k bezeichnet, denn der betreffende Zahlwert gibt an, welche periodenbezogene Leistung L [EUR/a] - im Durchschnitt einer Periode -  je 1.000 EUR eingesetzten Kapitals C im Unternehmensprozess erzielt wird (Maßeinheit [-/a]).

In der Rückwärtsbetrachtung (Output zu Input) ist der Zahlwert des (reziproken) Übertragungsfaktor k als Intensitätsniveau zu interpretieren, denn er gibt an, welcher Kapitaleinsatz C (in [EUR]) im Durchschnitt erforderlich ist, um im Unternehmensprozess eine Leistung L in Höhe von 1.000 EUR/a hervorzubringen.1

Im Ergebnis des ersten Schritte einer wirtschaftskybernetischen Abbildung und Interpretation eines Unternehmensprozesses gelangen wir zu dem in Bild 2.03 darstellten Modell.
Bild 2.03: Wirtschaftskybernetische Modelldarstellung [1]
Wichtig:
Die später anhand einer Excel-Datei durchführbare Modellrechnung wird zeigen:
Solange der Zahlwert (= Niveau) der Kapitalproduktivität k konstant bleibt, kann der Kapitaleinsatz C - sofern die Mittel verfügbar sind - beliebig "hoch-gepowert" und damit die Leistung L gesteigert werden, an der Kennzahl "ROI" wird sich nichts ändern, auch wenn die Leistung L in Umsatz gewandelt werden kann.
Daraus folgt bereits jetzt:
Der Übertragungsfaktor k (hier als Kapitalproduktivität k interpretiert) ist die erste wichtige Steuergröße im wirtschaftskybernetischen ROI-Modell!

1 Anmerkung:
An sich liegen diese Interpretationen zu einem Unternehmensprozess auf der Hand. In die einschlägige BWL-Literatur hat der so wichtige Begriff des "Übertragungsfaktors" (mit Bezug zum Sachverhalt "Produktivität" bzw. "Intensität") jedoch leider keinen Eingang gefunden, auch dann nicht, wenn wenn von "Input" und "Output" die Rede ist.