2.2  Wirtschaftskybernetische Modellbildung       Kyb 2210  [1/8]
2.2.1 Vorbemerkungen
In Theorie und Praxis der Betriebswirtschaft, vor allem im Kontext zum Controlling, spielen bekanntlich Kennzahlen eine große Rolle.
Es handelt sich hierbei um absolute bzw. relative Größen, die in knapper, prägnanter Form mess- und bewertbare betriebswirtschaftliche Tatbestände und Sachverhalte in Bezug auf Unternehmen und deren Geschäftsbetrieb zahlenmäßig widerspiegeln.
Diese Kennzahlen dienen vornehmlich
  • der Bewertung der Ergebniswirksamkeit abgelaufener betriebswirtschaftlicher Prozesse,
  • der Überwachung und Kontrolle laufender betriebswirtschaftlicher Prozesse,
  • der Frühwarnung in Bezug auf krisenhafte Entwicklungen im Geschäftsbetrieb von Unternehmen.
  • der Ableitung und Begründung von Entscheidungen zur Steuerung der laufender und künftiger Geschäftsprozesse.
In der Regel werden betriebswirtschaftliche Kennzahlen dabei nicht isoliert, sondern im Rahmen von Kennzahlensystemen genutzt.
Es handelt sich hierbei um geordnete Gesamtheiten betriebswirtschaftlicher Kennzahlen, die aus der logischen Verknüpfung einzelner Kennzahlen unter Beachtung ihres sachlichen Bezugs zueinander und der Rangordnung der Kennzahl im betreffenden System bestehen.

Ein derartiges - weltweit bekanntes - System von Unternehmenskennzahlen ist das Du-Pont-Kennzahlensystem , welches
sowohl im Rahmen der Ex-post-Analyse (rückschauende Analyse) als auch im Rahmen der Ex-ante-Analyse
(Erklärung zukünftiger Entwicklungen) genutzt wird.1
2.2.2 Beispielbezug: Du-Pont-Kennzahlensystem
Im Zentrum des Du-Pont-Kennzahlensystems steht die Kennzahl "ROI" (Return on Investment), die inhaltlich der
Kennzahl „Gesamtkapitalrentabilität“ (Symbol: gkr [% p. a.] entspricht.
Mit der Bildung und Analyse der Kennzahl ROI wird darauf orientiert, einen höchstmöglichen Gewinn je eingesetzter Kapitaleinheit zu erreichen.
In der obersten Ebene wird die Kennzahl ROI durch die multiplikative Verknüpfung der Kennzahl "Umsatzrentabilität“ (Symbol: ur [%]) und der Kennzahl "Umschlagszahl des Kapitals“ (Symbol: uz [-/a] gebildet (siehe Bild 2.02).
Bild 2.02: Du-Pont-Kennzahlensystem
Wenn die Daten zu den Grundgrößen "Kapital C", "Umsatz U" und "Gewinn G" bekannt sind, ist es natürlich einfach, die abgeleiteten Kennzahlen "ur", "uz", "ROI" und "d" zu ermitteln.

Sachlich gelöst ist damit kein Problem, denn:
Wie hängt der Kapitaleinsatz C mit dem Umsatz U sachlich zusammen und was bestimmt die Höhe des Gewinns G im Kontext zum Kapitaleinsatz C und dem Umsatz U?
Über welche Steuergrößen kann die Spitzenkennzahl "ROI" - vom Ursprung her - beeinflusst werden und welche Störgrößen können im praktischen Fall das ROI-Ergebnis beeinträchtigen?
Und wie lässt sich eine Zeitfolge-Simulation über mehrere Perioden bewerkstelligen, um daraus Schlüsse für die Planung und Steuerung des künftigen Geschäftsbetriebs ziehen zu können?

Eine Antwort auf diese Fragen lässt sich über eine wirtschaftskybernetische Modellbildung des in Bild 2.02 skizzierten Zusammenhangs finden.
Dies soll nachfolgend aufgezeigt werden.

1 Siehe hierzu zum Beispiel:
BRITZELMAIER, B.: Controlling: Grundlagen, Praxis, Handlungsfelder. Pearson Studium, Halbergmoos 2017.
von KÄNEL, S.: Lernsoftware "Controlling", Dresden 2016.
von KÄNEL, S.: Betriebswirtschaftslehre. Eine Einführung. Springer-Gabler Verlag, Wiesbaden 2018..
ZIEGENBEIN, K.: Controlling. Kiehl Verlag, Herne 2012.