1.2  Systeme und Prozesse
1.2.1   Systemansatz, Systemeigenschaften Kyb 1215 [6/6]
f) Systemarten aus kybernetischer Sicht
Im Hinblick auf die Analyse, Beschreibung, Modellierung und Steuerung von Systemen ist es wichtig, das jeweils typische Merkmal des betreffenden Systems hervorzuheben und damit dessen Einordnung in die Vielfalt von Systemarten vorzunehmen.

Nachfolgend werden jene Kriterien aufgeführt, die aus kybernetischer Sicht für die Unterscheidung von Systemen nach Systemarten besonders wichtig sind.
Nr. Kriterium Unterscheidungen Anmerkungen
1 Bezug zur Wirklichkeit reale Systeme, abstrakte Systeme Abstrakte Systeme sind i. d. R.  Modelle (Abbildungen) realer Systeme.
2 Beziehung System - Umwelt offene Systeme, geschlossene Systeme Offene Systeme sind mit ihrer Umgebung über mindestens einen Input und einen Output verbunden.
3 Zustandsveränderung statische und dynamische Systeme Für die Kybernetik sind dynamische Systeme von Interesse. Dabei wird weiter zwischen Systemen mit zeitkontinuierlicher Zustandsänderung und Systemen mit zeitdiskreter Zustandsänderung unterscheiden.
4 Übertragungsverhalten lineare Systeme, nichtlineare Systeme Bei linearen Systemen ändert sich der Wert des Systemoutputs (mathematisch) linear zur Änderung des Wertes eines Systeminputs (Stichwort "Superposotionsprinzip"). Bei nichtlinearen Systemen gilt dies nicht.
5 Determiniertheit im Verhalten deterministische Systeme, stochastische Systeme, unscharfe Systeme Bei deterministischen Systemen ist der Zusammenhang zwischen Input- und Steuergrößen einerseits und der Wirkung beim Systemoutput eindeutig bestimmt und beschreibbar.
Bei stochastischen Systemen werden diese Beziehungen durch Zufallseinflüsse (Störungen") überlagert, so dass das Systemverhalten nur in Grenzen von Wahrscheinlichkeiten beschreibbar ist.
Bei unscharfen Systemen unterliegt das Systemverhalten subjektiven bzw. "unscharfen" ungenauen, unvollständigen Einflüssen.
6 Erhalt von Gleichgewichts-zuständen bei Störungen instabile Systeme, stabile Systeme, ultra- und multistabile Systeme Dieses Kriterium ist für kybernetische Systemuntersuchungen besonders wichtig, da es mit dem Aspekt "Steuerung" zusammenhängt.
7 Komplexität, Kompliziertheit komplexe Systeme, komplizierte Systeme, große Systeme Das Merkmal "Komplexität" bezieht sich auf die reine Anzahl von Systemelementen und die Anzahl der Kopplungen zwischen den Elementen, wobei Elemente wie Kopplungen als zueinander  gleichartig betrachtet werden ("homogenes" System).
Das Merkmal "Kompliziertheit" bezieht sich hingegen auf die Verschiedenheit der Systemelemente und die Verschiedenheit ihrer Beziehungen zueinander ("heterogenes" System).
Große Systeme sind sehr komplex und sehr kompliziert und in ihrer Existenz spielt die Tätigkeit des Menschen die entscheidende Rolle.
8 Steuerung gesteuerte Systeme, selbststeuernde Systeme Dieses Kriterium ist für kybernetische Systemuntersuchungen von zentraler Bedeutung. Je nach der Qualität der Steuerung wird zwischen elementaren Formen der Steuerung (z. B. einfacher Regelkreis) und höheren Formen der Steuerung (z. B. adaptive Systeme, selbstorganisierende und lernende Systeme) unterschieden.