1.2  Systeme und Prozesse
1.2.1   Systemansatz, Systemeigenschaften Kyb 1214 [5/6]
e) Systemverhalten
Im Vollzug ihrer Zweckbestimmung, ihrer Funktion, äußern sich Unternehmen als Erscheinungsformen dynamischer Systeme, und zwar in der Weise, dass durch die Interaktionen zwischen System und Umgebung sowie durch die Interaktionen zwischen den Systemelementen (Organisationseinheiten, Funktionsbereiche) eine Transformation von Prozessvoraussetzungen (System-Inputs) in Prozessergebnisse (System-Outputs) bewirkt wird, wobei sich zugleich Systemzustände (hier: Bestandsgrößen) laufend ändern.

Die Untersuchung und Beschreibung dieser Systemdynamik ist Aufgabe und Anliegen des dritten Arbeitsschrittes der Systembestimmung bzw. Systemanalyse, die uns zu den Themen "Systemverhalten", "systemdynamische Zustandsdarstellung" und damit zur Beschreibung von Prozessen führt.

Unter dem Verhalten eines Systems ist allgemein jener Ursache-Wirkung-Zusammenhang zu verstehen, der im Vollzug der Funktion des Systems und dessen zweckbestimmter und zielorientierter Steuerung die Umwandlung (Transformation) von System-Inputs in System-Outputs bewirkt und der zugleich mit Veränderungen von Systemzuständen verbunden ist (siehe Bild 1.05).

Das Verhalten von Systemen wird maßgeblich bestimmt durch
  • die gegebenen Anfangszustände (hier: gegebene Ressourcen als Bestandsgrößen, nutzbare Kapazitäten und Potenziale),
  • die System-Inputs (hier: Zugänge bei betrieblichen Leistungsfaktoren),
  • das Verhalten der Systemelemente (hier: betriebliche Funktionen bzw. Funktionsbereiche) sowie
  • durch die Struktur des Systems in Gestalt bestehender Ordnungs- und Kopplungsrelationen zwischen den Systemelementen und der dabei realisierten funktionserfüllenden Interaktionen im Transformationsprozess.
Bewertungskriterien für das Verhalten von Systemen sind vor allem
  • die hervorgebrachten Prozessergebnisse (System-Outputs nach Art, Umfang und Qualität),
  • das Niveau der Wirkungsgrade im Transformationsprozess (hier: Wirtschaftlichkeit, Produktivität) und
  • die Reaktionszeit des Systems als jene Zeitspanne, die vergeht, ehe eine "Reaktion" des Systems auf einen "Reiz" erfolgt (z. B. Zeitdauer für die Erledigung einer Anfrage oder eines Auftrages).
Bild 1.05: Systemverhalten: Systemdynamischer Modellansatz
So wichtig die Verfügbarkeit über benötigte Prozessvoraussetzungen (System-Inputs) ist und so gut auch das zweckbestimmte Verhalten der einzelnen Systemelemente ausgeführt werden mag, entscheidend für das Verhalten des Systems als Ganzes und das Hervorbringen der System-Outputs ist immer die Struktur des Systems sowie die diese Struktur erfüllenden Interaktionen zwischen den Systemelementen und zur Umgebung des Systems!

Aus diesem Zusammenhang erklärt sich, warum Systeme mit nur "durchschnittlichen" Systemelementen durchaus überdurchschnittliche Leistungen hervorbringen können, und zwar dann, wenn die Zusammensetzung und Struktur des Systems "stimmig" ist und es zu einer hohen Effizienz in den funktionserfüllenden Interaktionen zwischen den Systemelementen und zur Umgebung des Systems kommt (siehe zum Beispiel die sog. Fußball-Sensationen bei Pokalspielen, wenn unterklassige Mannschaften mit "Teamgeist" hochkarätig besetzte Mannschaften der 1. Liga "aus dem Pokal werfen").

Auf die Bedeutung des systemdynamischen Modellansatzes für die Untersuchung und Modellierung des Verhaltens ökonomischer Systeme wird im Menüpunkt "Wirtschaftskybernetik" näher eingegangen.