1.5  Methoden und Instrumente der Kybernetik
1.5.1   Einführung Kyb 1512 [3/4]
b) Methoden der Kybernetik - Fortsetzung
Modellmethode

In vielen Fällen ist es nicht möglich, nicht sinnvoll oder zu aufwändig, Untersuchungen am realen Objekt (System)
vorzunehmen und dabei vieleicht noch den "Versuch-und-Irrtum"-Ansatz (mit möglicherweise verheerenden Folgen) zu nutzen.
Bei der Entwicklung der wissenschaftlichen Grundlagen der Kybernetik spielte daher die Modellmethode von Anfang an die wichtigste Rolle.
Der Grundgedanke der Modellmethode besteht darin, die beabsichtigten Untersuchungen oder Experimente nicht am realen Objekt (System), sondern an einem geeigneten Abbild diese Objekts (Systems), einem Modell M  vorzunehmen, das auf der Grundlage eines spezifischen Abstraktionsprozesses erstellt wird.

Unter einem Modell M ist ein durch Abstraktion geschaffenes Abbild eines Objekts (Systems) O zu verstehen. Es ist dies ein materielles oder ideelles Gebilde, das aufgrund der zum Objekt O bestehenden Analogiebeziehungen als Repräsentant dieses Objekts benutzt wird, um Erkenntnisse über dieses Objekt zu gewinnen oder um Aufgaben zu lösen, bei denen es ratsam ist, vor einer direkten Einflussnahme auf das Objekt O eine - am Modell M - experimentell abgeleitete Entscheidungsalternative zu bestimmen.
In der nachstehende Tabelle wird eine Klassifizierung von Modellen aufgezeigt, die - aus Sicht der Kybernetik - für die Anwendung der Modellmethode bei Aufgaben der Systemanalyse und Systemprojektierung und der experimentellen Prozesssteuerung besondere Bedeutung hat.
Nr. Merkmal Benennung des Modells, Modellklassen
1 Beschaffenheit des Modells physische bzw. physikalische Modelle,

graphische Modelle

mathematische Modelle
2 Merkmal der Analogie Strukturmodelle

Zustandsmodelle

Verhaltensmodelle
3 Verwendungszweck Demonstrationsmodelle (Beschreibungs- bzw. Erklärungsmodelle)

Experimentalmodelle (insbesondere Simulations- und Entscheidungsmodelle)l
4 Veränderung der Modellparameter statische Modelle

dynamische Modelle

Weitere Details zur Modellmethode werden im Abschnitt 1.5.3 erörtert.