1.4 Inhalt, Aufgaben und Organisation der KLR |
1.4.2
Organisation und Systeme der KLR |
KLR 1422 [3/5] |
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d) Vollkosten- und Teilkostenrechnung |
Von einer Vollkostenrechnung spricht man
dann, wenn die gesamten
erfassten Kosten dem jeweiligen Kalkulationsobjekt
(Kostenstelle, Kostenträger) zugerechnet werden.
Ausgangspunkt der Rechnung bilden die erfassten
Einzelkosten. Diesen werden dann - je
nach Kalkulationsverfahren - die indirekt zu verrechnenden
Gemeinkosten zugeschlagen. Da die
Zuschlagssätze für die Zurechnung der Gemeinkosten
auf Normal- also Durchschnittskosten beruhen, kann es
zwischen einer Vor- und einer Nachkalkulation zu
Kostenüber- bzw. Kostenunterdeckungen führen.
Bei
einer Kostenunterdeckung werden
über die Umsatzerlöse nicht jene Gemeinkosten "verdient",
die im "Ist" angefallen sind. Bei einer Kostenüberdeckung
wurden in der Vorkalkulation "zu viel" Gemeinkosten in die
Produkte und Leistungen eingerechnet, so dass das
Betriebsergebnis nach der Kostenträgerzeitrechnung nicht
mit dem Betriebsergebnis lt. Buchführung übereinstimmt.
Besonders kritisch ist - wie wir in Kapitel 5
dieses Lernmoduls noch im Detail sehen werden -, dass beim
Vollkostenansatz in der Kostenträgerrechnung auch die sog.
Fixkosten auf die einzelnen Kostenträger
umgelegt und damit "gewaltsam" proportionalisiert
werden. Dies führt zu der sachlich falschen Annahme,
dass im Falle "Leistungsmenge x = 0" auch
die "Kosten K = 0" sind (siehe
Bild 1.26). Dies ist jedoch nie der Fall,
denn auch bei
"Leistungsmenge x = 0" treten immer
Kosten der Betriebsbereitschaft auftreten. Obwohl
dieser Sachverhalt bekannt ist, wird die
Vollkostenrechnung in der Praxis wegen ihrer Einfachheit
weitgehend genutzt.
Ausgangspunkt der
Teilkostenrechnung ist die Unterscheidung
zwischen fixen und variablen Kosten
(siehe Bild 1.26). Dem liegt zunächst
die Überlegung zugrunde, dass es nicht möglich ist, eine
betriebliche Leistung zu erstellen und auf dem Markt in
Umsatzerlöse zu wandeln, ohne einen direkten Aufwand (an
Material, Arbeitszeit und dgl.) zu tätigen. Die
Teilkostenrechnung hat im Hinblick auf die
Deckungsbeitragsrechnung, die Gewinnschwellenanalyse
(Break-even Analyse) und andere Anwendungsprobleme große
Bedeutung erlangt. Dies soll im Kapitel 5
dieses Lernmoduls anhand vieler Beispiele verdeutlicht
werden. Dennoch: So interessant die Teilkostenrechnung
offensichtlich ist und sein kann, so muss doch darauf
aufmerksam gemacht werden, dass die Aufspaltung der Kosten
in fixe und variable Kosten ein großes Problem sein kann. |
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Bild 1.26: Vollkosten- und Teilkostenansatz
(Prinzipschema) |
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