2.3 Wirtschaftskybernetik und Controlling |
Kyb 2323 [4/5] |
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2.3.2 Controlling: Bausteine, Instrumente, Kennzahlen |
d) Kennzahlen: Eigenschaften, Anforderungen |
Im Hinblick auf die Erfordernisse einer
betriebswirtschaftlich orientierten Steuerung des
Geschäftsbetriebs von Unternehmen sowie einer sachkundigen
Unternehmensbewertung sind folgende Merkmale und
Eigenschaften betriebswirtschaftlicher Kennzahlen von
besonderer Bedeutung:
Nr. |
Merkmale, Eigenschaften |
1 |
Kennzahlen machen bestimmte Zusammenhänge
sichtbar, die auf andere Weise kaum oder nicht zu
erkennen sind. |
2 |
Kennzahlen erhöhen die Transparenz
("Durchschaubarkeit") der Prozesse durch
Aufdecken von Ursache-Wirkung-
Zusammenhängen. |
3 |
Kennzahlen zeigen im Periodenvergleich
Entwicklungen auf und bilden somit die
Grundlage für die Ableitung von Zielen
für die künftige Tätigkeit des jeweiligen
Unternehmens. |
4 |
Kennzahlen verdeutlichen Stärken
und Schwächen des Unternehmens im
Vergleich zu anderen Unternehmen und liefern damit
Maßstäbe zu bestimmten
betriebswirtschaftlichen Sachverhalten. |
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An betriebswirtschaftliche Kennzahlen sind daher hohe
Anforderungen zu stellen, damit sie ihrer
Bedeutung als Instrument der Kontrolle und Steuerung der
Leistungsprozesse sowie als Grundlage einer sachkundigen
Unternehmensbewertung gerecht werden können.1 |
Nr. |
Anforderung |
Anmerkungen |
1 |
Kennzahlen müssen den relevanten
Tatbestand bzw. Sachverhalt
wahrheitsgemäß und
ordnungsgemäß widerspiegeln. Sie
müssen verlässlich sein
und die Sachverhalte objektiv,
das heißt unbeeinflusst von subjektiven
Meinungen reflektieren. |
Angaben - beispielsweise zur
"Wirtschaftlichkeit" - nützen wenig, wenn
die zugehörigen Berechnungen die gegebene
Situation nicht wahrheits- und
ordnungsgemäß reflektieren. Wenn hier
zudem keine Aussage dazu gemacht wird,
inwieweit Preiseinflüsse bei der
Ermittlung der Kennzahl berücksichtigt
wurden, ist die Zahlenangabe auch kaum
verlässlich. |
2 |
Kennzahlen müssen den relevanten
Tatbestand bzw. Sachverhalt
aktuell (ohne großen Zeitverzug)
widerspiegeln. |
Werden Ist-Werte zu Kennzahlen wie
"Kosten", "Leistung" und dgl. nicht
unverzüglich nach Abschluss einer Periode
(z. B. Monat, Quartal) ermittelt, entsteht
faktisch nur "Archivmaterial", das für
praktisches Handeln kaum Bedeutung hat. |
3 |
Kennzahlen sollen nicht nur einen
Tatbestand bzw. Sachverhalt widerspiegeln,
sondern auch
Ursache-Wirkung-Zusammenhänge
verdeutlichen. |
Dies ist vor allem bei Abweichungsanalysen
von besonderer Bedeutung. |
4 |
Kennzahlen sollen - außer Zusammenhängen -
auch Entwicklungen
verdeutlichen. . |
In die Kennzahlenauswertung sind immer
mindestens zwei Perioden
einzubeziehen, damit eine Entwicklung zu
erkennen ist. |
5 |
Kennzahlen sollen zugleich
entscheidungsorientiert
aufbereitet werden. |
Beispiel: Ermittlung der operativen
Lücke im Rahmen der
Deckungsbeitragsrechnung (siehe Modul 07
"Kosten- und Leistungsrechnung" sowie
Modul 09 "Planungsrechnung"). |
6 |
Kennzahlen müssen inhaltlich
verständlich und
ihre Berechnung muss sachlich
nahvollziehbar sein. |
Eine im Kontext zur Bilanzanalyse gemachte
Aussage wie "Das "Working capital
sollte mindestens 30 % der Current assets
betragen." wird sicherlich nicht
gleich verständlich sein. Der Bezug auf
englische Termini ist nicht immer
hilfreich. |
7 |
Kennzahlen und
speziell Kennzahlensysteme müssen
das Kriterium der Konsistenz
erfüllen. |
Kennzahlen, die auf einer Zusammenstellung
von Einzelinformationen beruhen, müssen
konsistent ("in-sich-stimmig")
sein. Dies ist besonders bei der
Bildung von Kennzahlen im Rahmen der
Jahresabschlussanalyse zu beachten. |
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1
Siehe zum Beispiel: |
PROBST, H,-J.: Kennzahlen richtig anwenden
und interpretieren.
Redline Verlag, München 2012. |
von KÄNEL. S.: Lernsoftware "Controlling",
Dresden 2016. |
von KÄNEL, S.: Betriebswirtschaftslehre.
Eine Einführung.
Springer-Gabler Verlag, Wiesbaden
2018. |
ZIEGENBEIN, K.: Controlling.
Kiehl Verlag, Herne 2012. |
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