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Musterantworten (KLR 4310)
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Musterantwort zu 4.08: Eigenfertigung oder Fremdbezug |
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Zu Aufgabe a)
Im Rahmen sowohl der strategischen als auch der operativen
Beschaffungsplanung zu bestimmten Materialpositionen (Teile,
Baugruppen) gilt es zu entscheiden, ob es aus Kostengründen
günstiger ist, diese Positionen in Eigenfertigung selbst
zu erstellen oder von einem Lieferanten von außen (als
Fremdbezug) bereit stellen zu lassen. Dieses Analyse-
und Entscheidungsproblem wird als "Eigenfertigung oder
Fremdbezug" (Make-or-buy) bezeichnet, wobei sich
der Gegenstand der Entscheidung auch auf Dienstleistungen (z. B.
Reparaturleistungen, Transportleistungen und dgl.) beziehen kann.
Beide Lösungen (nur Eigenfertigung oder nur
Fremdbezug) haben Vor- und auch Nachteile (siehe Grafik):
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Vorteile der Eigenfertigung können darin
begründet sein, dass vorhandene eigene Kapazitäten in der
Leistungserstellung (z. B. im Bereich FuE, im Werkzeug- und
Musterbau, im Vertrieb u. a.) besser und mit hoher Flexibilität
genutzt werden können und man zudem diesen Prozess selbst „im
Griff“ hat und nicht von Zulieferern oder Dienstleistern abhängig
ist.
Dem stehen als Nachteil der Eigenfertigung
in der Regel erhöhte Kosten gegenüber, denn der
Vorteil des Fremdbezug besteht in der Regel darin, dass
spezialisierte Zulieferer oder Dienstleister die betreffenden
Güter aufgrund größerer Auftragsmengen und spezieller Technologien
einfach produktiver und damit kostengünstiger erstellen können.
Der Fremdbezug (oft mit Outsourcing
verbunden) weist allerdings den Nachteil der
Abhängigkeit von Zulieferern und Dienstleistern auf und fast
jeder Finalproduzent kann über Probleme berichten, die aus einer
solchen Abhängigkeit im Hinblick auf die Erfüllung von
Unternehmensaufgaben entstanden sind und entstehen.
Zu Aufgabe b)
Damit
letztlich nicht der Satz "Egal, wie sich das Unternehmen
entscheidet, es ist falsch!" gilt, sollte mittels einer
sachkundigen Kostenrechnung versucht werden, zumindest die
Kostenseite des hier skizzierten Entscheidungsproblems transparent
zu machen, indem die sog. kritische Menge x0
[ME/a] ermittelt wird, um anhand dieses Wertes sichtbar zu machen,
ab welcher Menge sich eine Eigenfertigung gegenüber einem
Fremdbezug betriebswirtschaftlich "rechnet".
Hierfür werden
Angaben zu mindestens folgenden Größen benötigt:
- Jahresbedarf am betreffenden Beschaffungsgut [ME/a],
- Preis für
das Beschaffungsgut bei Fremdbezug [EUR/ME],
- variable
Stückkosten bei Eigenfertigung [EUR/ME],
- Fixkosten bei
Eigenfertigung [EUR/a], wobei insbesondere die kalkulatorischen
Abschreibungen [EUR/a], die kalkulatorischen Zinsen [EUR/a] und
sonstige Fixkosten [EUR/a] eine gewichtige Rolle spielen.
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