1.5  Methoden und Instrumente der Kybernetik
1.5.4   Simulation Kyb 1541 [2/3]
b) Nachbildung von Störgrößen
Prozesse in der Realität unterliegen vielfältigen Einflüssen, darunter den Wirkungen von Störgrößen. Das Besondere im Herangehen der Kybernetik an die Lösung von Steuerungsaufgaben besteht darin, dass derartige Störeinflüsse - auch bei Modelldarstellungen - nicht negiert, sondern explizit in die Untersuchung und Gestaltung von Steuersystemen mit einbezogen werden.

Unter Störungen (im Sinne der Kybernetik) sind - wie bereits an anderer Stelle ausgeführt -  jene Einflussgrößen zu verstehen, die in Bezug auf
  • Ort,
  • Zeitpunkt des Auftretens und
  • Dauer der Wirkung
nicht vorbestimmbar (= zufällig) sind und die das Funktionieren und das Verhalten eines Systems in einer Weise beeinflussen, dass es zu Abweichungen zwischen den Ist-Werten der zu steuernden Größen im Vergleich zu den zugehörigen Soll-Werten kommt.

Aufgabe der Steuerung von Systemen ist es, wie im Abschnitt 3 "Steuerung" dargestellt, dieses Wirken von Störungen zu verhindern, zu mildern bzw. durch Gegenmaßnahmen zu sichern, dass die eingetretenen Abweichungen wieder kompensiert werden (siehe Bild 1.40).
Bild 1.40: Prozess, Störungen, Steuerungen
Anliegen und Ziel der Einbeziehung der Wirkung von Störgrößen in ein Simulationsmodell ist es, zu überprüfen, ob und inwieweit das Steuerorgan mit seiner "Performance" in der Lage ist, den zu steuernden Prozess auch bei Störeinwirkungen funktionsfähig und stabil zu halten.
Um das zu klären, bedarf es einer ausreichend gesicherten Hypothese zum Typ der Wahrscheinlichkeitsverteilung der Störgrößen als Zufallsgrößen.
In vielen Fällen genügt es, vom Typ der GAUSSschen Normalverteilung auszugehen und die Werte für Störungen unter Nutzung von normalverteilten Zufallszahlen Z zu erzeugen:
Es sei st der Wert einer Störgröße S im Intervall t, μ der angenommene Mittelwert dieser Störgröße, σ die erwartete Streuung der Störgröße um den Mittelwert sowie zt  eine normalverteilte Zufallszahl für das Intervall t.
Dan kann über folgende Berechnungsformel eine Folge von Werten für die Störgröße S ermittelt und in die Simulation einbezogen werden:



Dieser Ansatz wird in den Fallbeispielen (unter MS Excel) in dieser Web-Präsenz angewendet.