1.3  Steuerung von Systemen und Prozessen
1.3.2   Offene und geschlossene Steuerung Kyb 1321 [2/5]
b) Geschlossene Steuerung
In der Realität der Tätigkeit von Systemen, so vor allem auch in der Wirtschaft, muss immer damit gerechnet werden, dass Störungen auftreten, die dazu führen, dass die Ist-Werte der zu steuernden Größen von den entsprechenden Soll-Werten (Werten einer Führungsgröße) mehr oder minder stark abweichen.
In einem solchen Falle würde die alleinige Form der offenen Steuerung versagen.

Störungen (im Sinne der Kybernetik) sind Einflüsse, die in Bezug auf Art, Zeitpunkt des Auftretens und Dauer der Wirkung mehr oder weniger zufällig sind und die den normalen Prozessablauf in einem Steuerobjekt (positiv oder negativ) beeinflussen und so zu Abweichungen der Ist-Werte der zu steuernden Variablen von den zugehörigen Soll-Werten führen.
Im Geschäftsbetrieb von Unternehmen sind als derartige Störungen anzusehen: 
Stornierung von Aufträgen, Verzögerungen oder gar Ausbleiben zugesagter Finanzmittel, Ausfall von Arbeitsmittel durch Defekt bzw. Havarie, Krankheit von Mitarbeitern mit Folgen auf die Einhaltung von Terminen in der Aufgabenerfüllung, Einflüsse von Wechselkursschwankungen im Auslandsgeschäft und dgl. mehr.

Um den Wirkungen dieser Störungen zu begegnen, muss die offene Steuerung in eine geschlossene Steuerung überführt werden, und zwar über den Einbau einer wirksamen Rückkopplung (engl. feed-back; siehe Bild 1.13).
Bild 1.13: Prinzipschema einer geschlossenen Steuerung (Steuerung mit Rückkopplung)
Einfaches Beispiel:
Betrachten wir noch einmal das Beispiel mit dem Ehepaar G. , das sich auf der Rückreise von einer längeren Urlaubsfahrt befindet. Das Problem der rechtzeitigen Erwärmung von Wohnzimmer und Küche könnte wirkungsvoll durch eine Kombination von externer Steuerung (über Funksignal) bzw. offener Steuerung (mit Zeitschaltuhr) und geschlossener Steuerung (mit Temperaturregler) gelöst werden:
Die externe bzw. die offene Steuerung löst die Betätigung der Heizungsanlage aus und der Temperaturregler sichert dann - in Abhängigkeit von der realen Ist-Temperatur - die Beibehaltung der gewünschten Raumtemperatur, auch wenn Störungen (z. B. veränderte Witterungsverhältnisse) auftreten.

Anmerkungen:
Rückkopplung ("feed back") ist ein zentraler Begriff der Kybernetik. Wie aus der Grafik in Bild 1.13 zu ersehen ist, basiert die geschlossene Steuerung nach dem Rückkopplungsprinzip auf vier abgrenzbaren Teilprozessen:

(1) Messen und Bewerten der erreichten Ist-Werte der zu steuernden Variablen (z. B. Leistungsergebnisse, Bestandsgrößen);

(2) Vergleich der ermittelten Ist-Werte mit den zugehörigen Soll-Werten und Feststellen möglicher Soll-Ist-Abweichungen.

(3) Entscheidungsfindung bei Vorliegen von Abweichungen:
Es ist zu entscheiden, ob - trotz festgestellter Abweichungen - in den Prozess eingegriffen werden soll oder muss und - wenn "JA" - mit welcher Maßnahme und mit welcher Intensität dies erforderlich oder möglich ist.

(4) Umsetzen der Entscheidung in eine Prozessbeeinflussung (Steuerung).