1.1  Betriebsprozess 
1.1.1   Betriebsprozess: Abgrenzung, Leistungsausbringung KLR 1117 [8/8]
h) Wertschöpfung W
Wenn es darum geht, Unternehmen in bestimmte Größenklassen einzuordnen, werden hierfür meist solche Kenngrößen wie „Umsatz“, „Bilanzsumme“ oder „Anzahl der Beschäftigten“ verwendet.
Die volkswirtschaftlichen Bedeutung des betreffenden Unternehmens kann aber aus diesen Kennzahlen kaum beurteilt werden.

Ein aussagekräftigeres Urteil lässt sich vielmehr aus dem Beitrag eines Unternehmens zum Volkseinkommen (der nationalen Volkswirtschaft) ableiten, und dies kann anhand der Kennzahl „Wertschöpfung“ bewertet werden.

Die Ermittlung der Wertschöpfung und die steuerungsseitige Beeinflussung der Wertschöpfungskette in Unternehmen ist ein wichtiges Anliegen der Kosten- und Leistungsrechnung sowie des Controllings.1
Die Kennzahl Wertschöpfung bringt – unternehmens- und periodenbezogen – zum Ausdruck, welche Wertgröße durch die betriebliche Leistungserstellung den von anderen Unternehmen empfangenen Vorleistungen (= Input) hinzugefügt wurde, um jenen Output hervorzubringen, der als periodenbezogene Gesamtleistung des Unternehmens ausgewiesen wird (siehe Bild 1.05)
Bild 1.05: Ermittlung der Wertschöpfung (1 = Leistung L, 2 = Wertschöpfung W)
Die Wertschöpfung kann als Entstehungs- und als Verwendungsrechnung durchgeführt werden.

Entstehungsrechnung

Ausgangspunkt für die Entstehungsrechnung der Wertschöpfung ist die Kennzahl „Leistung L“, die neben der Wertgröße der abgesetzten Outputmengen auch die Bestandsänderung bei fertigen und unfertigen Erzeugnissen/Leistungen sowie andere aktivierte Eigenleistungen umfasst.
In vielen Fällen werden auch sonstige betriebliche Erträge mit in die Ermittlung der Gesamtleistung einbezogen.
Als Vorleistungen (Symbol VL) werden jene Inputgrößen der Betriebsprozesses betrachtet, die von anderen Unternehmen als Material (Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, Zulieferprodukte und anderes) bezogen wurden.

Verwendungsrechnung

In der Verwendungsrechnung repräsentiert
  • der Personalaufwand den Beitrag zu den „Arbeitnehmerentgelten“,
  • die Zinsen die Beiträge zum „Unternehmens- und Vermögenseinkommen“ anderer Wirtschaftssubjekte (Banken u. a.),
  • die Steuern und andere Abgaben stellen Leistungen für den Staat als Teilnehmer im Wirtschaftskreislauf dar und
  • der Jahresüberschuss eine Beitrag zum „Unternehmens- und Vermögenseinkommen“.
Wichtig:
Der Wertschöpfungsprozess und damit die Wertschöpfungskette im Unternehmen beginnt in der Regel bei der Produktentwicklung (Forschung und Entwicklung u. a.), setzt sich über die Arbeitsvorbereitung fort und durchläuft dann die einzelnen Stufen im Prozess der Leistungserstellung und schließt auch Prozesse der Leistungsverwertung (Vertrieb u. a.) mit ein.
Dabei gilt: Im Unternehmen ist keine Wertschöpfung ohne Kostenverursachung möglich!1
Daraus ist abzuleiten, dass die Ermittlung der Wertschöpfung eine wichtige Komponente der Kosten- und Leistungsrechnung in Unternehmen sein muss.

1 Siehe hierzu auch:
von KÄNEL, S.: Kostenrechnung und Controlling. Haupt Verlag, a. a. O.
SCHNEIDER, W.: Kosten- und Leistungsrechnung. UKV, UTB, Konstanz 2006.
SCHULZE, M.: Prozesskostenorientierte Gestaltung von Wertschöpfungsketten. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden 2007.