1.3  Steuerung von Systemen und Prozessen
1.3.1   Inhalt und Wesen der Steuerung Kyb 1310 [1/3]
a) Begriffsbestimmung
Die Bewegung eines Systems - im Sinne der Realisierung seiner Funktion - vollzieht sich nicht im Selbstlauf. Vielmehr gilt:
Sowohl das interne Zusammenwirken der einzelnen Elemente als auch die externen Interaktionen zur Umgebung des Systems müssen zweckmäßig und effizient gestaltet und zielgerichtet beeinflusst - sprich gesteuert bzw. geregelt - werden.

In der Kybernetik wird das Phänomen "Steuerung" wie folgt charakterisiert:  

Unter Steuerung ist die aufgabengemäße, zielgerichtete Beeinflussung des Funktionierens und Verhaltens von Systemen und der zu realisierten Prozesse mittels Information und Kommunikation zu verstehen.
 
Voraussetzungen für das Wirksamwerden von Steuerungen sind vor allem:
  • die Beeinflussbarkeit, d. h. die Steuerbarkeit des Systems bzw. der Prozesse,
  • das Vorhandensein eines Steuerorgans, das die Beeinflussungen wirksam machen kann und macht,
  • die Verfügbarkeit über Informationen zu Führungsgrößen der Steuerung, über aktuelle System- bzw. Prozesszustände, über erreichte Prozessergebnisse, über Umweltbedingungen, über mögliche Störungen der Prozessdurchführung
u. a.
Wie die kybernetische Steuerungstheorie nachgewiesen hat, sind Steuerungsprozesse stets darauf gerichtet, die Funktionsfähigkeit eines Systems und den Grad seiner Organisiertheit zu gewährleisten sowie interne Gleichgewichtszustände auch gegen Störeinflüsse aufrechtzuerhalten bzw. wieder herzustellen.
In diesem Sinne sind Steuerungsprozesse die Antipode (das "Gegenstück") zu allen Prozessen der Desorganisation und des "Sich-selbst-Überlassens" von Systemen.1  

Folgende Fragestellungen sind im Kontext zur "Steuerung" zu klären und zu beantworten:
Nr. Fragestellung
1 Was kann und was soll „gesteuert“ werden? Was sind die zu beeinflussenden (zu steuernden) Variablen?
2 Wer soll/will steuern?
3 Mit welchen Zielsetzungen und Strategien soll gesteuert werden?
4 Was sind demzufolge die Führungsgrößen bzw. zu erreichende bzw. einzuhaltende Sollwerte der Steuerung?
5 Ist der gegebene Prozess oder Sachverhalt überhaupt steuerbar?
6 Wo und wann können welche externe und interne Störungen auftreten?
7 Was sind demzufolge Chancen und was sind Risiken in der Bewegung des Systems und in der Realisierung seiner Funktion?
8 Was können im konkreten Fall geeignete, wirksame Formen und Funktionsprinzipien der Steuerung sein?
9 Welche Informationen werden für die Steuerung benötigt? Wer beschafft diese Informationen? Welche Kommunikationsprozesse sind dabei zu sichern?
10 Wie kann die Qualität und Wirksamkeit der Steuerung bewertet werden?
1 Insofern ist der häufig zu hörende Satz "Jetzt müssen wir aber gegensteuern!" semantisch eigentlich als "weißer Schimmel" zu interpretieren, denn "Steuerung" bedeutet - wie dargestellt -  immer gegen etwas zu sein, um eine Sache wieder "ins rechte Lot" zu rücken!